Lehmputz, ein moderner Baustoff, der sich seit Jahrtausenden bewährt hat. Von der Altbausanierung bis hin zum modernen Neubau, findet Lehmputz wegen seiner positiven Eigenschaften Verwendung. Früher, vor allem aufgrund der Verfügbarkeit, ein viel verwendeter Baustoff. Heute stehen andere Aspekte im Vordergrund. Umweltverträglichkeit, raumklimatische Vorzüge, und die gestalterische Attraktivität sind nur einige der Gründe, die das Comeback vom Lehmputz erklären.
Aber was ist das eigentlich, Lehmputz?
Wie alle Putzsorten besteht auch Lehmputz aus Bindemittel (Ton) und Zuschlagstoffen (z.B. Sand, Kies, Gesteinsmehl, Stroh, Hanf usw.). Die Qualität des Bindemittels, die verwendeten Zuschlagstoffe und das Mischungsverhältnis bestimmen dabei die Eigenschaften des fertigen Putzes.
Exkurs: Aus Ton und Sand wird Lehm. Überwiegen die nicht bindenden, sandigen bis steinigen Bestandteile im Ton, spricht man von Lehm oder Baulehm.
Bindemittel Ton
Das Bindemittel Ton macht Lehmputz zu einem ganz besonderen Baustoff. Anders als bei den sonst üblichen Putzarten wie Gips-, Zement- oder Kalkputzen, bei denen chemische Reaktionen zur Erhärtung führen, erfolgt dies bei der Tonbindung physikalisch. Das bedeutet: Lehm härtet aus indem Wasser verdunstet und der Ton die Sandkörnchen verklebt.
Aus diesem Grund ist Lehmputz der perfekte Baustoff für Selbermacher. Wenn das Ergebnis einmal nicht gefällt, kann der Putz abgenommen und durch die Zugabe von Wasser erneut aufgerührt werden.
Aber zurück zum Thema: Ton bzw. Tonminerale entstehen indem Gestein verwittert. Je nach Ausgangsgestein und Verwitterungsgrad bilden sich Tonminerale mit unterschiedlichen Eigenschaften. Für uns relevant sind die Zwei- und Dreischichttonminerale. Diese entscheiden sich im Aufbau und dadurch auch in den Eigenschaften.
Die wesentlichen Unterschiede werden im direkten Vergleich sichtbar.
Zweischichttonminerale
- Teilchengröße: 0,5 – 4 Mikrometer
- Spezifische Oberfläche: 10 m²/g
- Vorteile: geringeres Quell- und Schwindverhalten
- Nachteile: Schwache Bindekraft, wenig Festigkeit, geringere raumklimaregulierende Eigenschaften
Dreischichttonminerale
- Teilchengröße: kleiner als 0,2 Mikrometer
- Spezifische Oberfläche: 1000 m²/g
- Vorteile: starke Bindekraft, höhere Luftfeuchteabsorption, sehr gute raumklimaregulierende Eigenschaften
- Nachteile: Quell- und Schwindverhalten muss durch Zuschläge eingestellt werden
Es sind also nicht nur die eingesetzten Zuschlagstoffe, sondern vor allem der enthaltene Ton, der die Eigenschaften des Lehmputzes beeinflussen.
Deshalb meine Empfehlung: Beim Kauf auch auf die inneren Werte achten. Wie am Baustoffmarkt getrickst wird, habe ich in meinem Blog „Kalkputz-Lüge“ schon mehrfach berichtet. Leider macht Profitgier auch vor Lehm nicht halt.
Der Vollständigkeit halber noch ein paar Informationen zu den Zuschlagstoffen.
Zuschlagstoffe
Zuschlagstoffe werden beigemischt um aus Ton oder Baulehm einen verarbeitungsfähigen, mit den gewünschten Eigenschaften ausgestatteten, Lehmputz herzustellen. Verwendet werden mineralische und pflanzliche Zuschlagstoffe.
Mineralische Zuschläge: Kies, Sand, Splitt, Bruch, Steinmehl, Perlit, Bims, Blähton, Blähglas, Schaumglas
Pflanzliche Zuschläge: Stroh, Flachs, Hanf, Cellulose, Holzspäne
Folgende Eigenschaften werden durch das Beimischen von Zuschlägen beeinflusst:
- Magerung
- Rohdichte (400 bis 2.400 kg/m³)
- Wärmeleitfähigkeit
- Festigkeit
- Optik
- Schwindfähigkeit
- Akustik
- Frostempfindlichkeit
- Brandschutz
- Sorbtionsfähigkeit
Wichtig dabei, das Mischungsverhältnis muss stimmen. Zuviel Zuschlagstoffe beeinflussen die Eigenschaften negativ und zu wenig Zuschlag bringt nicht den gewünschten Effekt.
Zusatzmittel
Mineralische Bindemittel: Kalk, Zement
Um die Festigkeit zu erhöhen oder die Feuchtigkeitsempfindlichkeit zu reduzieren, werden Zusatzmittel wie Kalk und Zement eingesetzt. In Sonderfällen mag es dafür eine Berechtigung geben, aber grundsätzlich lehne ich Zusatzmittel ab. Lehmputze werden wegen der Lehm-typischen Eigenschaften verwendet. Wenn ich einen Putz wünsche, der härter wird oder weniger Feuchtigkeit aufnimmt, kann ich auch direkt zu Kalk,- Kalk-Zement- oder Zementputzen greifen.
Mehr Informationen zu den verschiedenen Zuschlägen und wie sich diese auf den Baustoff Lehm auswirken, in einem meiner nächsten Beiträge.
Vielen Dank für´s Lesen. Wenn Sie Fragen haben bin ich gerne für Sie zu erreichen. Entweder hier über die Kommentarfunktion oder direkt an mich per Mail.
Nachhaltige Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist und das Team von NATÜRLICH KALK®
Hallo Herr Salmuth,
Kalk-Lehmputze sind in einigen Bereichen sehr gut. Immer wenn neben der Flexibilität und Wärmespeicherfähigkeit vom Lehm noch etwas mehr Festigkeit und Alkalität wichtig ist. In der Regel handelt es sich dabei aber um Kalkputze die mit etwas Lehm vergütet werden.
Um die Alkalität und Festigkeit von Lehmputz zu verbessern, genügt ein wenig Sumpfkalk aber nicht. Wobei es bezüglich der Festigkeit auch nicht notwendig ist. Das bekommen Sie auch mit einem gröberen Sandkorn sehr gut hin.
Um die Alkalität zu erhöhen können Sie den Lehmputz auch mit Sumpfkalkfarbe streichen. Ist deutlich günstiger und bringt mehr als Sumpfkalk in den Lehmputz zu mischen.
Über der Dusche würde ich daher einen Kalkputz verwenden oder den Lehm mit Sumpfkalkfarbe streichen.
Wenn Sie eine Anleitung brauchen, wie Lehmputz mit Sumpfkalkfarbe gestrichen wird, einfach hier nochmal einen Kommentar abgeben.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Tag!
Könnte es Sinn machen, dem Lehmputz eine kleine Menge Sumpfkalk beizumischen, um insbesondere oberhalb einer Dusche für ein leicht alkalisches Milieu zu sorgen um Schimmelbildung vorzubeugen? Und oder eine Prise Kreide für den selben Zweck?
Ich werde zu dieser Frage kaum fündig, natürlich würden gewisse Eigenschaften (leicht) verändert werden, aber ein wenig mehr Festigkeit ( mit dem Preis von mehr Bröckeligkeit) fände ich in Ordnung!
Sie scheinen sehr erfahren im Umgang mit Lehm zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Salmuth