Mineralfarben

Wer Wert auf ein wohngesundes Zuhause legt wenn es um den Farbanstriche geht, wird zwangsläufig von Mineralfarben hören. Steht der Begriff Mineralfarbe aber auch immer für wohngesund, atmungsaktiv, gegen Schimmel wirksam usw.?  Diesem Thema widme ich unseren heutigen Blog und hoffe ein wenig Licht ins Dunkel bringen zu können.

 

Mineralfarben auf Silikat- oder Kalkbasis wandeln sich durch eine chemische Reaktion wieder zu ihrem Ursprung, nämlich zu Quarz bzw. Kalkstein zurück. Kalkfarben carbonatisieren und Silikatfarben verkieseln durch eine chemische Reaktion mit dem Porensystem des Untergrundes. Das Bindemittel (Kaliumsilikat bzw. gelöschter Kalk) dringt tief in den Baustoff ein und reagiert dort.
Dadurch entsteht ein Anstrich, welcher sich untrennbar mit dem Untergrund verbindet und sich durch Eigenschaften wie Diffusionsoffenheit und optimale Haltbarkeit absetzt.

Dem gegenüber stehen organische Beschichtungsmaterialien wie Dispersionsfarben und silikonmodifizierte Dispersionen („Silikonharzfarben”). Dies sind alles Produkte mit vollständig anderen Eigenschaften. Die Anstrichstoffe dringen nicht in den Baustoff ein sondern bilden einen Anstrichfilm. Das Kunstharzbindemittel verklebt mit der Oberfläche und bildet eine mehr oder weniger dampfsperrende Farbschicht.

Der wesentliche Unterschied zwischen Mineral- und Kunstharzfarben besteht also in: Mineralfarben verkieseln oder carbonatisieren durch eine chemische Reaktion, Kunstharzfarben verkleben mit der Oberfläche. Was besser für die Bausubstanz ist und welches Anstrichsystem langlebiger ist, liegt auf der Hand.

Auch bei mineralischen Farben leisten die Marketing-Spezialisten einiger Hersteller „hervorragende“ Arbeit und erwecken den Eindruck, dass es mineralische Farben für jeden Untergrund gibt. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass, wenn man Silikatfarben betrachtet, mal wieder alles über einen Kamm geschert wird. Gut für die Industrie jedoch schlecht für den Verbraucher.

 

Silikatfarben

Nach der DIN 18363/2.4.1. werden Anstrichstoffe (Silikatfarben) auf Wasserglasbasis in zwei Gruppen eingeteilt. Unterschieden wird in Reinsilikatfarben, welche frei von organischen Anteilen sind und vor dem Verarbeiten aus Farbpulver und fixativ angemischt werden. Die zweite Gruppe enthält die anwendungsfertigen Einkomponentensilikatfarben, welche nach VOB/DIN als „Dispersionssilikatfarben” bezeichnet werden und als Zugabe Kunstharz enthalten.

Obwohl durch die Zugabe von organischem Bindemittel die Eigenschaften reiner Silikatfarben zum Teil verloren gehen, wie z.B. die Verbindung zum Untergrund durch Verkieselung, extreme UV-Beständigkeit und unübertroffene Wasserdampfdurchlässigkeit werden Dispersionssilikatfarben oftmals als gleichwertig im Sinne der DIN angesehen.

Wichtig für Sie als Verbraucher ist das Wissen, dass zwei Produkte, welche den Anforderungen einer DIN entsprechen, noch lange nicht gleichwertig sind.

Deshalb ist auch im Bereich der Mineral-/Silikatfarben Vorsicht geboten. Lassen Sie sich nicht blenden durch Aussagen wie „verkieselt, mineralisch, atmungsaktiv“ usw. Prüfen Sie, ob das angebotene Produkt tatsächlich dem entspricht was Sie sich wünschen. Wenn es schon zu spät ist, können Sie auch im Nachhinein sehr einfach prüfen ob Ihr Anstrich filmbildend ist oder nicht. Tragen Sie ein wenig handelsüblichen Abbeizer auf die beschichtete Fläche auf. Bei reiner Silikatfarbe wird es zu keiner Reaktion kommen, bei filmbildenden Anstrichen wird sich dieser ablösen.