Lehm, der einzigartige Baustoff, direkt aus der Natur. Neben seiner positiven Wirkung auf das Raumklima, und somit auf das Wohlbefinden von uns Menschen, überzeugt Lehm durch seine extrem günstige Energiebilanz. Für die Herstellung eines Lehmputzes wird gerademal 1% der Energie benötigt die für die Herstellung eines Kalk-Zementputzes notwendig ist.
Bei der aktuellen Energiekrise ist es gut möglich, dass auch Sie sich bald überlegen müssen, ob Lehm der für Sie passende Baustoff ist. Aus diesem Grund lohnt es sich, die Vor- und Nachteile von Lehm etwas genauer zu betrachten.
Lehm schwindet
Das Trockenschwindmaß von Lehmputzen liegt bei 0,5 – 4,0%, je nach Rohdichte und Mischungsverhältnis. Deshalb kommt es bei der Trocknung zu mehr oder weniger starken Schwundrissen. Um dies zu verhindern oder zumindest zu reduzieren sollten Lehmputze nicht zu nass oder zu dick verarbeitet werden. Zudem kann durch das Beimischen entsprechender Zuschläge (Sand, Kies usw.) das Schwindverhalten beeinflusst werden.
Lehm ist nicht wasserfest
Was bei der Wiederverwertung ein Vorteil ist, ist bei fertigen Lehmoberflächen ein Nachteil. Lehm und Feuchtigkeit passen nicht zusammen. Aus diesem Grund muss er, überwiegend im Außenbereich, vor direkter Nässeeinwirkung geschützt werden. Erhöhte Luftfeuchte ist kein Problem, direkte Bewässerung z. B. durch Regen schon. Im Außenbereich den Lehm deshalb immer mit einem schützenden Deckputz oder Anstrich versehen. Alternativ können auch Hydrophobierungsmittel eingesetzt werden. Zu empfehlen sind Silane bzw. Siloxane, weil dadurch die Wasserdampfdurchlässigkeit nur um 5 – 8% eingeschränkt, die Wasseraufnahme aber dennoch um 90% reduziert wird.
Lehm reguliert Luftfeuchtigkeit
Für ein gesundes Raumklima ist eine konstante Luftfeuchte, von 50 – 60 % wichtig. Lehm reguliert die Feuchtigkeit der Raumluft indem er relativ schnell Feuchtigkeit aufnehmen, und bei Bedarf wieder abgeben kann. Untersuchungen von Holl und Ziegert haben ergeben: 15 mm dicker Lehmputz kann in 12 Stunden 70 g Wasser pro Quadratmeter aufnehmen. In der selben Zeit schafft Kalk-Zementputz 25 g/m² und Gipsputz 20 g/m².
Lehm speichert wärme
Die Rohdichte von Lehm liegt bei 1.500 – 2.000 kg/m³. Daher ist Lehm der ideale Baustoff für Wandflächenheizsysteme* und für die passive Nutzung von Sonnenenergie. Somit ist Lehm hervorragend geeignet um Wärme zu speichern und um Energie zu sparen.
Wenn es noch ein wenig schwerer sein soll: Mit Zuschlägen aus Basaltgestein kann ein Gewicht von 2.400 kg/m³ erreicht werden.
*Die Wärme von Wandheizungen empfindet der menschliche Körper als besonders wohltuend und angenehm.
Lehm ist wiederverwertbar
Ungebrannter Lehm, egal wie alt, ist unbegrenzt wiederverwertbar. Trockenen Lehm zerkleinern und mit Wasser anfeuchten und schon kann er wieder verarbeitet werden. Daher ist Lehm der ideale Baustoff für Selbermacher.
Lehm konserviert Holz
Die Ausgleichsfeuchte von Lehm liegt bei 0,4 bis 6 % (je nach Luftfeuchte und Mischungsverhältnis). Das bedeutet, Holz welches von Lehm umgeben ist, wird entfeuchtet bzw. trockengehalten. Klingt gut, gibt aber den wirklichen Nutzen nur im Ansatz wieder. Trockenes Holz (Ausgleichsfeuchte von 8 – 12%) bedeutet, kein Pilzbefall, keine Insekten. Tierische Holzschädlinge brauchen nämlich in der Regel eine Mindestfeuchte von 14 – 18%, Pilze eine Feuchte von 20%. Aus dem Grund halten Fachwerkhäuser, die mit Lehm ausgefacht wurden, viele Jahrhunderte. Sofern nicht irgendwelche Spezialisten bei der Sanierung Dachpappe auf die Balken genagelt haben.
Lehm bindet Schadstoffe
Tatsächlich gibt es darüber nur wenige Untersuchungen. Fakt ist, Lehm wird genutzt um Abwässer zu reinigen weil sich z.B. Phosphate an den Tonmineralen ablagern. Zudem hat Ziegler festgestellt, dass Lehm Schwefel bindet. Und dann ist Lehm auch noch antistatisch, was für Allergiker sehr gut ist, weil so keine Schmutzpartikel aus der Luft angezogen werden.
Lehm schirmt ab
Lehm schirmt hochfrequente Strahlung wesentlich besser ab als andere Baustoffe. Eine 24 cm dicke Lehm-Massivwand dämpft die Strahlung um 99,9 bis 99,9999%, haben Versuche vom Institut für HF-, Mikrowellen. Und Radartechnik in München ergeben.
Lehm kann vor Strahlungen von Mobilfunknetzen, schnurlosen Telefonen, UMTS und GPS auf natürliche Weise abschirmen.
Lehm, der vielfältige Baustoff
Lehmputz: Für jeden Einsatzzweck den passenden Putz. Das Angebot erstreckt sich vom Lehm-Grundputz über eingefärbte Lehm-Oberputze bis hin zur Lehm-Glätte.
Lehmschüttung: Gesiebtes Lehmgranulat, das als schwere Schüttung zur Verbesserung des Schallschutzes und der Wärmespeicherfähigkeit eingesetzt wird. Dient als Hohlraumschüttung für Balkendecken, Bodenaufbauten und Holzzwischenwänden. Lehmschüttung ist nicht lasttragend.
Lehmbauplatten: Der ökologische Ersatz für den herkömmlichen Trockenbau. Für Trennwände, Vorsatzschalen und abgehängte Decken. Mit Lehmbauplatten können die herausragenden Vorteile vom Lehm genutzt werden, ohne die sonst üblichen Trocknungszeiten.
Lehmsteine:
Grünlinge, aus fettem, steinfreiem Lehm hergestellt und in folgenden Formaten erhältlich:
- Reichsformat 6,5×12,0x25 cm
- Dünnformat (DF) 5,1×11,5×24 cm
- 2DF 11,3×11,5×24 cm
- Normalformat (NF) 7,1×11,5×24 cm
- Klosterformat 7,1×11,5×30 cm
Lehmquader, aus erdfeuchtem, magerem Lehm, in Formen gestampfte Steine mit einem Gewicht von etwa 20 kg pro Stück. Meist in der Abmessung 12x25x38 cm erhältlich.
Lehmpatzen, aus mittelfettem, nassem mit faserigen Zuschlägen hergestellte Steine die in Formen geschlagen (gepatzt) werden. Diese sind in den Formaten 12x12x25 cm und 24x24x7 cm erhältlich.
Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von gebrannten Lehmsteinen auf die ich aber nicht näher eingehen werde.
Stampflehm: Zum Errichten von Wand-, Kuppel- und Fußbodenkonstruktionen. Erdfeuchter Lehm wird in Schichten von 10 – 15 cm eingebracht und verdichtet. So entstehen monolithische Bauteile mit hoher Festigkeit und Lebensdauer die auch optisch beeindrucken.
Lehmfarbe: Ein ökologischer Baustoff mit zahlreichen Vorteilen, der aber Planung erfordert. Lehmfarben sind nicht in jedem Raum zu empfehlen. In Bad und Küche kann Lehmfarbe schnell an ihre Grenzen stoßen, aufgrund der erhöhten Luftfeuchtigkeit. Wenn Lehmfarbe dann als Pulver, zum selbst anrühren. Streichfertige Lehmfarben enthalten Konservierungsmitte (Biozide)!
Lehm ist nachhaltig
Lehmbaustoffe haben eine sehr lange Lebensdauer, sind wiederverwertbar und können problemlos im eigenen Garten entsorgt werden. Und all das mit minimalem Energieaufwand. Schon bei der Herstellung benötigt Lehmputz noch nicht einmal 1% der Energie, die für die Herstellung von Gips- oder Kalkzementputzen aufgebracht werden muss.
Lehm schützt nicht nur das Gebäude und deren Bewohner, sondern auch unsere Umwelt.
Lehm ist Design
Neben all den positiven Eigenschaften für Mensch, Haus und Umwelt beeindruckt Lehm auch durch seine gestalterische Vielfältigkeit. Mit Lehm können Sie jedem Raum Ihre ganz persönliche Note geben. Machen Sie Ihr Zuhause einzigartig, genauso wie Sie.
Über Ihre Fragen oder Erfahrungsberichte, rund um das Thema Lehm, freue ich mich. Nutzen Sie die Kommentarfunktion direkt hier unter dem Beitrag.
Nachhaltige Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist und das Team von NATÜRLICH KALK®
Hallo Herr C. K.,
auch Baustoffe wie Lehm-Grünlinge sind kein Wundermittel gegen erhöhte Luftfeuchtigkeit. Kurzzeitig wird sich die Situation sicher verbessern. Zumindest so lange bis die Steine mit Feuchtigkeit gesättigt sind. Sobald die Sättigungsgrenze erreicht ist wird sich an der Luftfeuchtigkeit nicht mehr viel ändern.
Egal ob Lehm oder Kalk, um die Luftfeuchtigkeit regulieren zu können, müssen die Baustoffe auch Feuchtigkeit abgeben können. Das machen die aber erst bei einer Luftfeuchtigkeit von unter 60%. Und diesen Wert werden Sie wahrscheinlich nur schwer erreichen, in Ihrem Kaltdach.
Ich würde erst mal ausprobieren wie sich regelmäßiges Lüften auf die Luftfeuchtigkeit auswirkt. Wenn das eine Veränderung bringt kann Lüften in Verbindung mit den Grünlingen den gewünschten Effekt bringen. Garantiert funktionieren würde es, wenn Sie die Temperatur ein wenig anheben können, in den Phasen mit erhöhter Feuchtigkeit. Weil warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und dadurch das Lüften mehr bringt.
Alternativ bleibt sonst nur ein Trocknungsgerät. Trockenmittel halte ich für zu teuer und aufwändig.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Ich habe im Winter eine hohe Luftfeuchtigkeit in beiden Dachboden (Kaltdach), teilweise bis zu 80%.
Könnte es Sinn machen, dort einige hundert Lehm-Grünlinge zu lagern, um die Luftfeuchtigkeit ohne andere Maßnahmen wie Lufttrockner oder Salz-Trockenmittel zu regulieren?